Thema: Kupfertreiben 9. und 10. Klasse

Arbeiten mit Kupfer

Werkzeug, Technik und Aufgaben

Kupfertreiben - Einleitung

Diese Beiträge sind Briefe, die ich einem befreundeten Werklehrer in Litauen sandte. Inhaltlich schildere ich die Arbeiten, die ich mit den Schülern der 9. und 10. Klasse gewählt habe.            Gehen Sie mit dem Mauszeiger auf das Register "Unterrichtsfach", klicken Sie auf den Pfeil neben Kupfertreiben, dann öffnet sich die Liste mit Aufgaben.                                                                       9. Klasse: Aufgaben 1 bis 5                                                                                                                    10. Klasse: Aufgabe 6 

Lesen Sie hier unten die Grundlagen zu diesem Fach.                    __________________________________________________________________________

Herstellung des Werkzeugs

Zunächst füge ich den Beitrag ein, in dem ich über die Herstellung der Werkzeuge berichte. Meine Schule ist eine Privatschule. Privatschulen in der Schweiz erhalten mehrheitlich keine staatliche Unterstützung. Ich wollte die sehr hohen Anschaffungskosten vermeiden und habe deshalb das meiste Werkzeug selber hergestellt. Äusserst kompetente Hilfestellungen zu dieser Arbeit verdanke ich einen hervorragenden Fachmann, André Strimer, der in unserem Dorf, Adetswil, wohnte und hier seine Werkstatt hatte.

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Kupfertreibhammer aus Schlosserhammer

Vorder - und Rückseite des Hammers habe ich mit einer Eisenfeile gerundet. Dabei ist zu beachten:

A. Die Rundung nicht zu stark und nicht zu flach.

B. Die Kanten müssen abgerundet sein (wenn das nicht der Fall ist und jemand den Hammer mal etwas zu schräg hält, dann gibt es einen bösen Abdruck ins Kupfer!)

C. Die Rückseite stumpf runden (nicht zu spitz!)

Nach der Feile nahm ich Eisenschleifpapier:

Korn 100 / Korn 180 / Korn 280 / Korn 380 / Korn 600 (eventuell Korn 800) / Poliertuch

Wenn man erst alles in eine Richtung schleift, dann schleift man mit dem nächsten Tuch alles quer zu dieser Richtung. So sieht man ob das Ganze restlos korrekt geschliffen ist. 

Das Eisenrohr (aus einer alten Zentralheizung)

Das Eisenrohr so wie der Hammer schleifen und polieren. Dabei beachten, dass die Kante (C) leicht gerundet ist. Sonst besteht die Gefahr, dass beim Hammerschlag die scharfe Kante sich ins Kupfer gräbt. 

Ich habe das Eisenrohr auf einen Holzklotz befestigt. Wie links auf der Abbildung. Das Rohr soll soweit über die Kante des Holzes hervorschauen, dass auch ein tiefer Becher darüber gestülpt werden kann.

Hinten im Klotz liess ich eine M8 - Schraube ein, bohrte ein Loch durch das Eisenrohr und befestigte es mit einer Mutter. (da stellte sich heraus, dass einige Schüler schräg schlugen und mit der Zeit wurde das Eisenrohr aus der Halterungsrinne heraus geschlagen. Also von Anfang an senkrecht hinunter schlagen!)

Man kann diesen Klotz am besten in der Vorderspannzange (Abbildung rechts) verankeren. In der Seitenspannzange (Abbildung links) ist es für Schüler, die recht kräftig schlagen ungünstig: der Klotz schiebt dann nach vorne. (Der Klotz muss hoch genug sein, dass ein Becher hinübergestülpt werden kann!)

Arbeitsbock

Diesen Bock habe ich nur für mich gebaut. Die drie Unterlagen (Flach, Grat, Spitz) habe ich aus Buchenholz gefertigt. Die konischen Dornen (unten am Klotz) eignen sich dafür die Unterlage in den Bock einzuklemmen. Solche Unterlagen eignen sich bestens für eine Reliefarbeit (siehe Siegel, 10. Kl.) . Für die Schüler benutzte ich lange Buchenholzleisten, auf denen oben und unten verschieden gearbeitet werden konnte. Man kann sie in der Klemmvorrichtung der Hobelbank gut einspannen. Hält die Klemmvorrichtung zu wenig, dann kann man in der Mitte ein Loch bohren und ein dickes Rundholz hindurchstecken (dann rutscht es nicht mehr). Mit der Bandsäge können die Unterlagen immer wieder erneuert werden.

Begriffe: Knaufen, Einziehen und Planieren 

Ein Arzt warnte mich, nicht zu früh mit dem Kupfertreiben anzufangen. Die Knochen haben erst etwa ab der 9. Klasse die Festigkeit, die es für diese Arbeit braucht (ich kenne die physiologischen Hintergründe nicht).

Ich arbeite immer mit Kupfer von einer Dicke von 0.8 mm. 0.4 mm wird für Dachabdeckungen gebraucht und eignet sich nicht für das Kupfertreiben.

Ich habe Schlosserhämmer vorne und hinten gerundet, geschliffen und poliert. So kann man zwei Funktionen mit einem Hammer ausführen:

  1. Knaufen / z.B. man schlägt mit dem runden Teil des Hammers (ein Knauf) das Kupfer in eine Vertiefung aus Holz.
  2. Einziehen / man staucht die Platte und formt z.B. einen Becher.

(Knauf-Hämmer und Einzieh-Hämmer sind teuer)

Beim Hammer ist wichtig:

  • die Oberfläche muss poliert sein. Denn jeder Kratzer gibt einen Abdruck ins viel weichere Kupfer
  • die Schüler müssen darauf achten, dass sie mit diesem Hammer nur weicheres Material berühren dürfen. Schon der Bankhaken (Hobelbank) kann die Oberfläche beschädigen.

"Knaufen", siehe Bild oben. Durch gleichmässiges Schlagen verformt sich das Kupfer und passt sich an die vorgefertigte Holzform an. Es entsteht die Form eines Schälchens. Die Schläge dürfen nicht zu hart ausgeführt werden. Es dürfen keine Falten und Überlagerungen in der Kupferplatte entstehen. 

Um die Oberfläche des Kupfers glatt und gespannt zu bekommen ("Planieren", siehe Bild oben), braucht es einen "Knorren". Oder eine harte und gerundete Unterlage (Hartholz geht auch, zB. Buchenholz, immer die Stirnholz-Fläche benutzen). Ich habe das Glück gehabt, vielen solcher Knorren für wenig Geld anschaffen zu können (aus einem alten Lagerbestand eines Eisenwaren-Geschäftes). Auch hier wird mit dem Knaufhammer geschlagen. Die Schlagkraft muss aber verhalten sein. Wer zu fest schlägt dehnt das Kupfer, treibt es auseinander und die Kupferplatte wird dünner und dünner - bzw. grösser und grösser.... und verformt sich dabei.                                __________________________________________________________________________