Plastizieren 9. Klasse     

Übungen

Ich erlebte die 9. Klässler als Schüler, mit denen man arbeiten konnte. Sie vermochten ihr Bestes zu geben, konnten sich einsetzen und korrekt schaffen, aber die künstlerische Empfindungsfähigkeit war noch nicht erwacht, sondern gebunden. Sprach ich diese künstlerische Empfindungsfähigkeit zu früh an und wählte Gestaltungen, in denen sie sich frei entfalten konnten,  waren sie meistens überfordert. Auf eine Korrektur hin antwortete der Schüler möglicherweise:

"..dann machen wir das halt so, wenn er (der Lehrer) das so will." Oder er konterte und sagte: "Ich finde das, so wie es ist, schön." Oder er verstärkte seine Ansicht mit: "Ich will das so!"

Der Schüler konnte die eigene Empfindungsfähigkeit noch nicht objektiv gegenüberstehen und war zu schnell selber betroffen. In den meisten Fällen wird der Schüler dieser Stufe sich nach den Richtlinien des Lehrers richten, weil es für ihn eine sozial-ethische Aufforderung ist das zu tun. Der Lehrer muss sich dann bewusst sein, dass er sein Eigenempfinden über die Seele des Schülers stülpt und ihn unfrei macht. 

Gab es Aufgaben, die sowohl vom Schüler als auch von mir objektiv überprüft und beurteilt werden konnten, dann verstanden wir uns bestens. Töpfern ist eine Aufgabe, die hier sehr schön eingefügt werden kann.

Ich werde hier einige Beispiele schildern.

Jeder Anfang muss einfach und überschaubar sein. Für Ungeübte ist es bereits anspruchsvoll.                                                                                                                                Wir machen ein kreisrundes Tonplättchen nicht kleiner als 1 cm dick und minimal 5 cm in Durchmesser. Damit es nicht auf dem Tisch haften bleibt, verwenden wir ein Stückchen Zeitungspapier als Trennmittel.                                                                                                    Darauf müssen wir aus einem Tonklumpen Stäbchen rollen. Diese müssen wir in der Höhe abplatten auf etwa 1 cm Höhe. Fingergeschick ist gefragt.

Einen Finger nässen wir in einem Wasserglass und fahren mit ihm über die Aussenseite des runden Plättchens. Das erste Stäbchen wird auf diesen Rand leicht angedrückt (ohne es zu verformen). Dort, wo wir angefangen haben, streichen wir das Stäbchen zu einer Rampe. Haben wir einmal den ersten Kreis geschlossen, müssen wir immer mit dem nassen Finger über die neugelegten Stäbchen fahren, bevor wir fortfahren.                                              Haben wir in der Höhe ca. 4 cm geschafft, dann wird die Aussen- und die Innenfläche behutsam glattgestrichen.                                                                                                      Diese Arbeit wird fortgesetzt, bis wir ein stehendes Röhrchen von ca 7 cm haben.                Damit haben wir das Prinzip des Aufbaues.

Auf diese Weise wird es möglich einen Übertopf für ein kleines Pflänzchen zu machen.          Wir können auch ein kleines Väschen formen, bei dem wir die Wandung unten leicht weiten und oben verengen. Ist er oben zu weit, können wir mit Druck von aussen (möglichst allseitig ansetzen) immer auf den Mittelpunkt hin die Wandung verengen.                                            Ein kleines Schälchen liefert eine andere Gestik.

Die erprobten Gesten können wir in einem Väschen zusammen führen. Darauf können drei Elemente berücksichtigt werden: der Fuss, der Innenraum und der Hals. Je nachdem sind verschiedene Ausdrucksformen zu finden.                                                                              Und ist noch genügend Zeit, so können wir einen Ausguss und einen Griff formen.