Heilpädagogik

Werken bis zum 12. Jahr                                                                                                                 Diese Beiträge sind aus einer Korrespondenz, die ich mit einem Werklehrer führte.

Vor der sechsten Klasse (12 bis 13 Jährige) waren Geschicklichkeit und Phantasie die Kräfte, mit denen ich arbeiten konnte. Eine gezielte handwerkliche Schulung war - meiner Meinung nach - zu früh. Hier einige Beispiele:

1. Aus Holzleisten haben wir das obenstehende Spiel gebaut.

  • Die Leisten wurden leicht geschliffen, die scharfen Kanten gebrochen.
  • Mit einer Sägelehre konnten die Schüler die Leisten relativ exakt zusägen.
  • Die Spielscheiben wurden aus Holz-Ästen zugesägt. Mit einer kleinen Lehre aus Vierkanthölzern, die ich mit Brettern und Schraubzwingen herrichtete, wurden gute Resultate erzielt. Zuletzt wurde die Oberflächen aller Scheiben geschliffen.
  • Über die Toren wurden Zahlen geschrieben.

    Vorne wurde eine Holzbrücke festgeschraubt, auf der die zwölf Scheiben zu Anfang des Spieles platziert wurden.

    Die Aufgabe des Spieles war: wie viele Scheiben kann ich unter die Brücke hindurch direkt in eines der Häuser gleiten lassen. Und wenn unterwegs Scheiben liegen geblieben sind: wie kann ich diese mit gezielten Stössen doch noch in ein Haus befördern?

    Weil wir in den Schulklassen überall ein Parkettboden war, erübrigte sich ein glatter Holzboden, der sonst unter die Leisten hätte geschraubt werden müssen. 

2. Ein Würfelspiel mit Zahlen.

In einen Deckel wurden 5 Löcher halb und ein Loch in der Mitte ganz gebohrt. Arbeit mit Bohrständer und Anschlägen. Unter dem Deckel wurde ein Kasten gebaut. Aus Ästen wurden "Spiel-steinen" gesägt. Sie wurden auf Sandpapier geschliffen. Auch konnte noch einen Holzwürfel mit sechs Zahlen gearbeitet werden.

Spiel geht folgender Masse:                                                                                                                Die Steine werden unter den Spielern aufgeteilt. Es wird gewürfelt und wer die höchste Zahl hat darf anfangen. Würfelt man einen Sechser, so darf man einen Stein durch das Loch in den Kasten werfen. Würfelt man 1 bis 5, so darf man einen Stein in die entsprechende Vertiefung legen. Ist nun eine Vertiefung schon belegt, dann kann ich keinen Stein ablegen. Ich muss nun alle Steine, die in dem Deckel liegen zu mir nehmen! Wer als Erster alle Steine los ist - hat gewonnen.


3. Das Labyrinth

Aus einer Platte und Holzleisten lässt sich ein Labyrinth bauen. Sind die Leisten hoch genug, können Tore hinein geraspelt werden (solange raspeln, bis die Glaskugel durch das Tor gerollt werden kann).

Anfang und Ziel müssen klar markiert werden. Der Weg kann auf ein Blatt Papier entworfen werden.

Hier hatte ich zwei Sperrholzbrettchen für ein Spiel. So liess sich einen doppelten Boden machen.  Oben auf das erste Brett wurden kleine Leisten fest-geleimt (nur Holzleim zugeben und auf das Brett fest-drücken - das reicht). Dann wurden auf dem Weg zum Ziel Löcher ins Brett gebohrt. Wer nicht aufpasst, dem fällt die Glaskugel in den doppelten Boden hinein.

Dafür braucht es in den breiten Seitenleisten irgendwo ein Loch um die Kugel wieder herauszulassen. Dann fängt das Spiel vom Neuen an.

Auf diesem Bild sind die benötigten Werkzeuge abgebildet. Alte Schleifbänder von einer Schreinerei habe ich auf einem Holzbrett geleimt. Hier können die Schüler die Holzstäbchen herüberziehen. Mit einem kräftigen Zug sind dann die Hölzer genug gerundet.


4. Autos

Die oben abgebildeten Autos sind mit einer Unterstufe (8 Jahre) entstanden. Wir haben alle Reststücke in der Werkstatt gebraucht und haben die Teile spielend zusammengesetzt. Dabei kam einer der Schüler auf die Idee zwei kleine Holzscheibchen vorne ans Auto zu kleben. Das sind die Scheinwerfer! Ich habe seine Idee mit Freude umgesetzt.

Als die Arbeit fertig war, lagen die Schüler in der Pause in der Schulklasse am Boden und haben endlos mit ihren Autos gespielt.


5. Trax 

Auf eine ähnliche Art wie hier oben entstand mit einer 5. Klasse die nebenstehende Arbeit. Grund dafür war der Strassenbau vor unserem Heim. Traxe waren unterwegs und wir bauten einige nach.


6. Weihnachtskrippe

Die nebenstehende Arbeit ist nur von Gruppen von Schülern zu arbeiten. Für einen einzelnen Schüler wäre es glattweg eine Überforderung. Ich habe die Schüler erst zeichnen lassen. Wir haben uns viel Zeit genommen. Dann haben wir die Gestalten in Grösse angeglichen, haben sie ausgeschnitten und auf einen Holzklotz, die Konturen übertragen. Damit jeder flexibel arbeiten konnte, leimte ich unter jedem Klotz ein Rundholz, denn dann kannst Du den Klotz in jeder Position einspannen.

Ich habe die Schüler nur mit Raspeln arbeiten lassen. Kleine Raspel, Rundraspel, eckige Raspel ... alles was ich hatte stand zur Verfügung. Als die Gestalten fertig waren folgte eine Zusatzarbeit.

Ich liess die Schüler Äste in einer bestimmten Länge sägen. Wir haben die Äste geschält. Dann haben wir die Äste oben und unten etwas abgehobelt. Darauf wurden sie mit Dübeln verbunden (Löcher mit Bohrständer und Zentrierspitzen) und geleimt.

Wir hatten zwei Wände für eine halb offene Krippe. Darauf fehlten nur noch der Boden und das Dach. Ein entsprechendes Brett wurde als Boden zugeschnitten und für das Dach hatte ich (zum Glück!)  noch dicke Rindenstücke eines Nussbaumes. Die ganze Krippe wurde vor dem Weihnachtsmarkt fertig. Die Schüler waren stolz, dass ihre Arbeit auf den Markt durfte. Kaum war sie dort ausgestellt, kam auch schon ein Käufer (die Mutter einer Schülerin).

Es war sehr schön, dass die Arbeit auch terminlich korrekt fertig wurde - das gelingt nicht immer, vor allem nicht in der Heilpädagogik.


(wird fortgesetzt, alle weitere Stufen folgen)